Führung zum 65. Todestag von Georg Kaiser

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Führung zum 65. Todestag von Georg Kaiser

Ich wohne in meinen Werken und werde bei Menschen heimatlos.

Er ist der wohl bekannteste Dramatiker Magdeburgs und war zwischen 1920 und 1933 der meistgespielte Autor Deutschlands. Am 4. Juni jährt sich der Todestag Georg Kaisers zum 65. Mal. Aus diesem Anlass lädt das Literaturhaus alle Interessenten und Medienvertreter zu einer Führung durch die Dauerausstellung, die diesem besonderen Schriftstellers gewidmet ist, am 4. Juni um 11:00 Uhr in das Literaturhaus in der Thiemstraße 7 ein.


Das Literaturhaus beherbergt eine Dauerausstellung des in Magdeburg geborenen Schriftstellers und Dramatikers, die zahlreiche Dokumente, Kopien von Handschriften und umfangreiches Material zur Werkpflege und Rezensionen enthält. Es sind Zeugnisse eines bewegten Lebens, in welches die Leiterin des Hauses, Dr. Gisela Zander, während der Führung einen kurzweiligen Einblick ermöglichen und ihn mit vielen interessanten Anekdoten ausfüllen wird.

Die Führung durch die Dauerausstellung bildet den Auftakt zu den im nächsten Jahr stattfindenden Landesliteraturtagen, die ganz im Zeichen Georg Kaisers stehen werden. Unter dem Motto "Kaiser-Wetter" finden innerhalb der Landesliteraturtage vom 17. bis 24. September 2011 zahlreiche Veranstaltungen in der Landeshauptstadt Magdeburg statt.

Die Landesliteraturtage werden vom Land Sachsen-Anhalt gefördert. Sie dienen der Präsentation der Literatur in Sachsen-Anhalt im Kontext der deutschen und europäischen Literatur.

Eröffnet werden die ca. 100 Veranstaltungen umfassenden Landesliteraturtage am 17. September 2011 mit einer Aufführung des dramatischen Kaiser-Werkes "Von morgens bis mitternachts" in einer Inszenierung des Theaters Magdeburg. Mit diesem Stück gelang Georg Kaiser 1917 der Durchbruch auf die in Deutschland beheimateten Bühnen.


Anlässlich der Landesliteraturtage wird der Georg-Kaiser-Preis, der Förderpreis für Literatur des Landes Sachsen-Anhalt, zum ersten Mal in Magdeburg verliehen. Ab 2011 wird dieser Förderpreis alle drei Jahre in der Landeshauptstadt vergeben. Im Rahmen der Landesliteraturtage wird außerdem die Literaturkonferenz des Landes Sachsen-Anhalt zu einem literarischen Thema stattfinden. Für Kinder und Jugendliche gibt es den KinderLITERATURtag. Er verspricht einen ganzen Tag lang Spaß und Spannung rund ums Thema Buch.


Hintergrundinformationen
Georg Kaiser war ein Künstler, wie man ihn sich eben vorstellt: alle Stereotype - Arroganz und Überheblichkeit, nicht zuletzt aber auch Talent und Kreativität - hinreichend bedienend. Ein an der Realität leidender Mensch, der den Sprung auf die Bühne zum Glück geschafft hat, denn sonst wäre er wohl an sich selbst erstickt. Das war Georg Kaiser.

Im November 1878 in Magdeburg geboren und hier aufgewachsen, war er in seiner Jugend Schüler im Pädagogium im Kloster Unser lieben Frauen, verzichtete nach der mittleren Reife auf einen weiteren Aufenthalt und wurde Kaufmann, "um nichts mehr lernen zu brauchen" (so Kaiser selbst). Diese Aufgabe, die ihn mit bloßem Tätigsein gereizt hatte, forderte ihn bald nicht mehr. Nach einem Aufenthalt in Südamerika kehrte er nach Deutschland zurück und lebte fortan einige Jahre auf dem Sofa seines Bruders. Eines aber beschäftigte ihn von Anfang an und bis an sein Lebensende: das Schreiben. Die einzige Konstante seines so wechselhaften Lebens.

Über 20 Jahre arbeitete er ausschließlich für seine Schreibtischschublade. Erst 1915 wurde er dank seines Dramas "David und Goliath" überhaupt wahrgenommen. Das zwei Jahre später aufgeführte Stück "Von morgens bis mitternachts" sollte ihm dann zum Durchbruch verhelfen, es folgten eine ganze Reihe von Dramen - insgesamt 40 Uraufführungen - die mit Begeisterung aufgenommen wurden. Bis 1933 übertraf Kaiser die Bühnenkarrieren aller seiner Zeitgenossen. Er wurde der meistgespielte Autor seiner Generation.

Nach seiner Heirat mit Margarethe Habenicht (1908) war Kaiser finanziell unabhängig, obwohl auch deren reichliches Erbe seinen Lebensstil nicht lange tragen konnte. 1912 wurde ein Haftbefehl gegen Kaiser erhoben, weil er sich gemeinsam mit Margarethe eine Villa samt Inventar gemietet hatte und nicht nur keine Miete zahlte, sondern auch das Inventar zu Gunsten anderer finanzieller Bedürfnisse veräußerte - als Resultat musste er acht Monate ins Gefängnis und bekam eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten. Seine Popularität als Dramatiker litt darunter nicht. Als Autor blieb er sehr produktiv. Der Bruch kam 1933 mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler. Kaiser erhielt Schreib- und Aufführungsverbot.

Als er 1938 knapp einer Hausdurchsuchung der Gestapo entging, entschloss er sich ins Exil in die Schweiz zu gehen. Frau und Kinder ließ er in Deutschland zurück und lebte von da an mit seiner Geliebten Maria von Mühlfeld und ihrer gemeinsamen Tochter Olivia zusammen. In der Schweiz traf er auf alte Freunde und Bewunderer, die ihm das Leben dort so angenehm wie möglich machten. Er lebte in kostspieligen Pensionen, bekam großzügige Darlehen gewährt - alle waren um sein Wohlergehen bemüht. Trotzdem und obwohl seine literarische Produktion wieder in vollem Gange war, empfand er das schweizerische Exil als Hölle. Er litt darunter, seine Lieben zurückgelassen zu haben, litt unter den Sorgen, die ihm die politische Situation seines Heimatlandes bereitete. Unglücklich starb er am 4. Juni 1945 in Ascona an einer Embolie - seine Frau erfuhr von seinem Tod erst durch einen Brief seiner Geliebten.


Für Rückfragen:
Leiterin des Literaturhauses Magdeburg, Dr. Gisela Zander: Telefonnummer 0391-404 49 95. Das Literaturhaus Magdeburg im Internet: www.literaturhaus-magdeburg.de.

Nachricht vom 27.05.2010


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