Bastion Cleve macht Stadtgeschichte erlebbar

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Bastion Cleve macht Stadtgeschichte erlebbar

Oberbürgermeister übergab ausgegrabene Festungsanlage

Seit heute ist ein weiteres Stück Mittelaltergeschichte der Ottostadt für die Öffentlichkeit erlebbar. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat am Mittag die "Bastion Cleve" am Fürstenwallpark der Öffentlichkeit übergeben. In den vergangenen Jahren wurden hier insgesamt rund 3,8 Mio. Euro investiert. Der größte Teil sind Fördergelder aus dem Programm "Städtebaulicher Denkmal-schutz". Die Festungsanlage ist auch Teil des Magdeburger IBA-Pfades.


"Mit der 'Bastion Cleve' ist südlich des Domes jetzt ein weiteres Stück Mittelaltergeschichte und ein Teil der Magdeburger Festung für Besucher erlebbar", freut sich Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper. "Damit wird das Gebiet als Bindeglied zwischen Dom und Elbe künftig ein noch größerer Touristenmagnet sein. Schon die Resonanz auf die Eröffnung der Fußgängerbrücke am Fürstenwall und die Freilegung erster Teile der mittelalterlichen Wehranlage vor zwei Jahren zeigten, wie groß das Interesse der Magdeburger und Touristen an Magdeburgs Festungsgeschichte ist."

Die Freilegung der ehemaligen "Bastion Cleve" am Fürstenwallpark, die im April 2004 begonnen hatte, ist vor wenigen Tagen erfolgreich beendet wurden. Zu den Neuheiten gehört, dass der "Turm Cleve" saniert wurde und nun als Aussichtsplattform einen tollen Blick auf die Anlage und die Elbe gewährt. Die Plattform ist über eine Wendeltreppe zu erreichen. Neu ist auch eine direkte Anbindung der ausgegrabenen Festungsanlagen zum Fürstenwallpark. Dazu wurde der anschließende Parkbereich um rund acht Meter auf die alte Geländehöhe abgesenkt.

Mit einem Wanddurchbruch in der Stützmauer am Ausgang der "Bastion Cleve" wurde der alte historische Zugang (heute Schleinufer) in den Innenhof erneuert. Vom Fürstenwallpark aus ist dieser "Vorhof" über eine Treppe zu erreichen. Um einen Zugang zum Kriegerdenkmal zu schaffen, wurde eine weitere Treppe gebaut. Außerdem wurde die Eskarpenmauer mit Wehrgang als Bestandteil des Rondells des ehemaligen Befestigungsbauwerkes der "Bastion Gebhardt" freigelegt und saniert. Die Besucher können nun barrierefrei vom historischen Stadtzentrum zum ehemaligen Elbebahnhof gelangen und dabei Stadtgeschichte erleben.

Maßnahmen wie diese halten die Geschichte der Stadt lebendig und tragen dazu bei, dass die Stadt weiter an die Elbe rückt", so der Oberbürgermeister. "Genau das ist das Ziel unserer Teilnahme an der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 (IBA). Deshalb ist die 'Bastion Cleve' auch eine von insgesamt 44 städtebaulichen Stationen des IBA-Pfades. Der Pfad verläuft zwischen der Herrenkrugbrücke im Norden und dem Wasserturm Salbke im Süden und spiegelt die städtebauliche Entwicklung am Fluss wider."

Beim Besuch der 'Bastion Cleve' empfiehlt Dr. Lutz Trümper auch die Besichtigung des 25 Quadratmeter große Festungsmodells: "In mühevoller und detailgetreuer Kleinarbeit haben zwölf AQB-Mitarbeiter das Modell aus Eichenholz im Maßstab 1:1.000 angefertigt. Es umfasst maßstabsgetreu etwa ein Viertel der gesamten Festungsfläche Magdeburgs und zeigt den südlichen Bereich der ausgedehnten Festungsanlagen mit dem darin eingeschlossenen Dombezirk. Gleichzeitig dokumentiert das Modell den Zustand vor dem 1869 begonnenen letzten Umbau der Festungswerke. Bis November kann das Modell in der 'Bastion Cleve' täglich von 10.00 bis 20.00 Uhr kostenlos besichtigt werden."

Gefördert wurden die Baumaßnahmen an der "Bastion Cleve" mit Mitteln aus dem Förderprogramm "Städtebaulicher Denkmalschutz" im Erhaltungssatzungsgebiet "Domplatz/Südliches Stadtzentrum". Dabei betrugen die Investitionskosten für die "Bastion Cleve" rund 2,93 Mio. Euro (davon Fördermittel Städtebaulicher Denkmalschutz: 2,34 Mio. Euro und Eigenmittel der Stadt: 586.300 Euro). Für den "Turm Cleve" wurden 284.300 Euro (davon Fördermittel Städtebaulicher Denkmalschutz: 227.400 Euro und Eigenmittel Stadt: 56.900 Euro) eingesetzt.

An der Umsetzung des Projektes waren vorrangig Institutionen, Planer, Baubetriebe und Firmen aus Magdeburg und Sachsen-Anhalt beteiligt. Dazu gehören u.a. die Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung mbH, das Landesverwaltungsamt, das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das Büro für Denkmalpflege und Bauforschung, das Ingenieurbüro Steffens & Möller GmbH sowie Bauunternehmen wie die Liebscher Bau GmbH und Matthäi Bauunternehmen GmbH.


Zur Geschichte der "Bastion Cleve"
Die "Bastion Cleve" sind aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung hervorgegangene Teile der neuzeitlichen Festung Magdeburg, bestehend aus dem in seinen beiden Untergeschossen erhaltenen "Turm Cleve". Dieser ist ein mittelalterlicher Wehrturm, der um 1500 umgebaut und später in die barocke "Bastion Cleve" einbezogen wurde. Im Zusammenhang mit der Belagerung der Stadt durch kaiserliche Truppen unter Tilly von 1625 bis 1631 31 wurde die "Bastion Gebhart" nach Süden verstärkt. Die Bezeichnung "Gebhart" für Rondell und Bastion erscheint erstmals 1632 bei Otto von Guericke.

Das ehemalige "Rondell Gebhart" wurde ab 1709 umgebaut und verstärkt zum "Rondell Cleve" mit vorgelagerter "Bastion Cleve". Im Zuge des barocken Festungsausbaus mit doppeltem Bastionärsystem unter dem Gouverneur Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau wurde nach Plänen von Kapitän von Bosse und dem Ingenieur-Offizier Gerhard Cornelius von Walrave 1725 der Fürstenwall durch Auffüllung des Zwingers hinter der äußeren Stadtmauer von 1525 als 1. deutsche Bürgerpromenade übergeben.

Aus der Zeit des Gouverneurs Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau sind die innere Eskarpenmauer mit Schießscharten und Brustwehr sowie das Mündungstor der Poterne, welcher zwischen dem südlichen Rondellansatz am Schleinufer und der Eskarpenmauer von 1536 eingespannt ist, erhalten.

Ab 1872/73 wurden Teile der Festungsanlage abgetragen, darunter der Turm Cleve, ehemalige nach Westen anschließende Artilleriewerkstätten sowie die Bastion Cleve. Gleichzeitig wurde als Erweiterung der Fürstenwallpromenade ein Kriegerdenkmal aufgestellt (entworfen von Hermann Eggert) sowie das Friesendenkmals (entworfen von Ernst Habs).

1912 endete das Bestehen der Festung Magdeburg.

Nachricht vom 07.06.2010


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